Oriens-Occidens verbindet Christen
verschiedener Kirchen aus Ost und West
Auslandseminar Israel 2018
Pilgerfahrt ins Heilige Land
Tabgha/See Gennesaret und Jerusalem (26. Okt. – 04. Nov. 2018)
7. Tag: Donnerstag, 1. November
Bereits im Morgengrauen machten wir uns am Allerheiligentag vom
Paulushaus durch das Damaskustor in die noch schlafende Altstadt von
Jerusalem erneut auf den Weg zur Grabeskirche, um dort zusammen
mit Archimandrit Dr. Thiermeyer als Konzelebrant um 6.30 Uhr (Ortszeit)
die Hl. Messe zu feiern. Auch wenn die meisten von uns wegen der
vielen Besucher in ihrer Hoffnung auf einen Gang ins Innere des Grabes
enttäuscht wurden, so stellte dieser Gottesdienst zum Sonnenaufgang
und der Rückweg zum Pilgerhaus bei Tagesanbruch gewiss einen der
Höhepunkte der Reise dar. Weiterhin stand an diesem Tag der Besuch
des Felsendoms auf dem Tempelberg auf unserem Programm. Damit
die Bedingungen für das Betreten des Geländes von allen Besuchern
eingehalten werden, gibt es Einlasskontrollen. Weiß man auch um die
zahlreichen Auseinandersetzungen in der Geschichte des Tempelbergs
bis heute, so wird zumindest die äußere Ästhetik dieses Platzes dadurch
keineswegs gemindert. Die von den Moslems heute als Schrein, nicht
als Moschee verstandene israelische Gebetsstätte prägt mit ihrem
achteckigen Grundriss und der goldenen Kuppel bereits von der Ferne
das Bild der Stadt und darf nach vielen Konflikten mittlerweile nur noch
von „echten“ Moslems betreten werden. Die ursprüngliche El Aksa
Moschee steht am Südende des gleichnamigen Geländes und ist an
ihrer dunklen Kuppel zu erkennen.
Bei strahlendem Sonnenschein, der uns fast die ganze Reise über
begleitete, spazierten wir von dort durch das jüdische Viertel der Stadt
und kamen schließlich zum Sion Hügel, der Heimat der Urchristen, wo
sich der gotische Bau des Abendmahlsaales befindet. Wie so viele
religiöse Stätten in der Stadt führte auch dieser Ort, an dem die
christliche Tradition das Pfingstgeschehen ansiedelt, in der Geschichte
zu Konflikten zwischen Christentum, Judentum und Islam. Heute sind
die drei Weltreligionen jeweils durch ein Symbol im Abendmahlsaal
vertreten. Der Raum unter diesem Saal wird heute als Synagoge
genutzt, wo das Grab Davids verehrt wird. Darüber hinaus liefern uns
dort unten Ausgrabungen der um das Jahr 73 erbauten „Kirche der
Apostel“ bedeutsame Hinweise darauf, dass es sich hier um die älteste
erhaltene Kirche der Christenheit handelt. Ebenfalls auf dem Sion lebte
und starb nach der Jerusalemer Tradition die Jungfrau Maria. Aus
diesem Grund ist die Krypta der Basilika mit ihren sechs Seitenkapellen
der Entschlafung Mariens geweiht. Die dortige Dormitio
Benediktinerabtei wird heute vom DVHL verwaltet. Durch das Armenier
Viertel hindurch gelangten wir wieder zurück in die Altstadt, wo dann jeder für sich die bazarartigen Gassen und die von den verschiedenen Religionen
bezogenen Viertel Jerusalems erkunden konnte. Abends traf sich ein Teil von unser wieder zur täglichen Lichterprozession der Franziskaner in der
Grabeskirche mit kleinen Andachten an den wichtigsten Stationen in der Kirche.
8. Tag: Freitag, 2. November
Auch an diesem Morgen ergriffen die Frühaufsteher unserer Reisegruppe noch einmal die Gelegenheit und feierten in der Grabeskirche zusammen mit vielen
anderen Besuchern vor dem Hl. Grab die Frühmesse. Für alle ging die Fahrt dann hinaus aus der Stadt etwa 10 km südlich nach Bethlehem (= Haus des
Brotes/Fleisches). Dort war zunächst die Geburtskirche mit ihrem nur 1,20 m hohen Eingang und der Geburtsgrotte im Herzen der Basilika unser Ziel, in der ein
14 zackiger Silberstern unter dem Altar den genauen Geburtsort des Gottessohnes markiert. Des weiteren betrachteten wir die Grotten des hl. Joseph, der
Unschuldigen Kinder sowie die Zelle des Hieronymus, seinem einstigen Lebens und Arbeitsraum. Nur durch eine Mauer von der Geburtskirche getrennt
befindet sich nebenan die der hl. Katharina von Alexandrien geweihte Kirche, welche wir nach ihrem Bau 1882 heute nur in einer renovierten Version betrachten
können.
Eine weitere Stätte der Verehrung ist das Hirtenfeld, welches wir mit seiner Franziskanerkapelle, der darunterliegenden Höhle und freigelegten Ruinen eines
Klosters aus dem 4. Jh. im Anschluss besuchten. Mit den Darstellungen der fantastischen Fresken im Inneren der Kapelle von den Hirten mit ihren Schafen, der
Verkündigung durch den Engel und der Anbetung des Neugeborenen im Stall, war die Geburt des Kindes in der Heiligen Nacht selbst bei hochsommerlichen
Temperaturen in der uralten Höhle plötzlich gut vorstellbar. Nach einem weiteren traditionellen Mittagessen im „Beduinen Zelt“ und der Shopping Möglichkeit in
Bethlehems Olivenholz Laden, ging die Fahrt weiter nach Emmaus Qubeibe, dem Ort, wo die beiden Emmaus Jünger beim Mahl den Auferstandenen
erkannten. Dort empfing uns Sr. Hildegard in dem vom DVHL betriebenen Alters und Pflegeheim und erzählte uns von ihrer Arbeit, ihren Versuchen in der
Frauenhilfe, den mithilfe von Volontärinnen bereits gemeinsam erzielten Erfolgen, wie z.B. der Ausbildungsstätte, durch die es immerhin 50 Prozent der Frauen
schaffen, nach ihrem Abschluss eine lukrative Arbeit zu finden. Sie verschwieg uns jedoch auch nicht die Probleme, mit denen die wenigen Mitarbeiterinnen dort
im palästinensischen Gebiet tagtäglich zu kämpfen haben.