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Auslandseminar Ukraine 2016

Dankwallfahrt anlässlich des 25-jährigen Gründungsjubiläums von Oriens-Occidens e.V. nach Zarwanitsya und Lemberg/Ukraine (01. - 07. September 2016)
Am nächsten Tag stand die nähere Umgebung von Zarwanitsya und  der Wallfahrtsort selbst auf dem Programm. P. Firman, der  Generalökonom und „Manager“ nicht nur der Wallfahrt und des  Klosters Zarwanitsya, sondern der ganzen Metropolie, nahm sich  persönlich den ganzen Tag Zeit, um uns alles zu zeigen und zu  erklären:  Das Kloster bewirtschaftet 1.222 ha Grund, von denen 50 ha  Eigentum des Klosters sind, die restliche Fläche ist gepachtet. Nach der Auflösung der Kolchosen bekam jeder Bauer 5 ha Grund  zugewiesen. Die Leute hatten aber in der Regel keine Geräte, um  den Grund zu bewirtschaften, so dass viele ihr Land verpachteten.  Neben der Landwirtschaft, in der Schweine und Kühe gehalten  werden, betreibt das Kloster u.a. eine Schule, einen Kindergarten  und verschiedene Betriebe und schafft dadurch viele Arbeitsplätze  für die Einwohner von Zarwanitsya.   Als erstes besuchten wir die Zahnarztpraxis, die auf Vermittlung von  Archimandrit Dr. Thiermeyer von einem Zahnarzt aus Bayern  eingerichtet wurde. Die junge Zahnärztin, die die Praxis führt,  stammt aus Zarwanitsya und hatte großes Glück: Dadurch, dass  das Kloster ihr Arbeitgeber ist, musste sie den sonst in der Ukraine  für eine Praxiseröffnung zu zahlenden Betrag von umgerechnet  5.000 €, den sie niemals hätte aufbringen können, nicht bezahlen,  
sondern hat nur 33 Prozent ihres Einkommens an ihren kirchlichen Arbeitgeber zu leisten, der sich um die Einrichtung der Praxis kümmert. Aus der  ganzen Umgebung kommen die Leute zur Behandlung, weil sie durch die klösterliche Unterstützung nicht so teuer ist wie bei anderen Zahnärzten  (viele Leute in der Ukraine haben keine Krankenversicherung!).  Dann zeigt uns P. Firman die Kolchose des Klosters, wo ungarisches Graurind und Schweine gezüchtet werden. Die Schweineaufzucht bringt bereits  200.000 € Gewinn pro Jahr ein. Ein weiterer Stall soll in nächster Zeit renoviert und in Betrieb genommen werden. Auf den schwarzerdigen,  fruchtbaren Äckern werden neben Mais, Weizen, Gerste und Buchweizen auch Kartoffeln, Zwiebel, Rote Beete und Zuckerrüben angebaut. Damit  werden nicht nur die Bewohner des Klosters, sondern auch die Pilger verköstigt, von denen bei großen Wallfahrten bis zu 200.000 nach Zarwanitsya  kommen. Außerdem werden mit diesen Erträgen aus der Landwirtschaft auch klösterliche Betriebe beliefert, wie z.B. die erst vor kurzem eröffnete  Teigtaschen-Produktions-Fabrik, in der bisher fünf Angestellte arbeiten, die aber auf zwölf Mitarbeiter aufgestockt werden sollen. P. Firman ist sehr  bemüht, durch Schaffung von Arbeitsplätzen für Einheimische das Leben auf dem Dorf attraktiv zu machen und dem Wegzug der Dorfleute in die  Stadt entgegenzuwirken. Dem gleichen Ziel dient auch die Einrichtung eines Kindergartens und einer Mädchenschule, die wir als nächstes besuchten,  nachdem wir mit frischen handgemachten Teigtaschen und Schnaps verköstigt worden waren.  Die Mädchenschule von Zarwanitsya wurde vor acht Jahren gegründet und ist die erste katholische Schule für Mädchen in der ganzen Ukraine.  35 Mädchen im Alter von 15 bzw. 16 Jahren (10. und 11. Klasse) aus den verschiedensten Regionen der Ukraine besuchen diese weiterführende  Schule mit Internat, die auch mit ausländischen Schulen in der Slowakei, in Polen, in Wien und in Passau Partnerschaften unterhält. Finanziert wird  die Schule vom Staat, die Gebäude aber gehören der Kirche. Der Schulalltag ist bewusst religiös geprägt: Jeder Schultag beginnt und endet mit  einem Gebet in der Hauskapelle, zweimal im Jahr machen die Mädchen Exerzitien, neben den normalen Fächern werden die Schülerinnen auch in  Religion und Philosophie unterrichtet, was in der Ukraine keine Selbstverständlichkeit ist. Die Mädchenschule von Zarwanitsya gilt als die zweitbeste  Schule der Region. Wer diese Schule besuchen will, muss bereits die 9-jährige Pflichtschulzeit absolviert und eine Aufnahmeprüfung bestanden  haben. Nach der 11. Klasse kann man mit dem Abitur abschließen, das zum Studium berechtigt. Nach unserem kleinen Ausflug in die Umgebung zeigt uns P. Firman die gewaltige Anlage des Wallfahrtszentrums mit all seinen Sehenswürdigkeiten,  das erst in den letzten 20 Jahren entstandenen ist. In Zarwanitsya gab es seit ca. 1240 eine wundertätige Quelle und daneben einen Bildstock mit  einer wundertätigen Ikone, die die Gläubigen immer noch aufsuchten, um dort zu beten und Wasser zu holen, und zwar auch noch, als 1946 die  griechisch-katholische Kirche in der Ukraine offiziell verboten und 1961 der Bevölkerung zudem untersagt  wurde, nach Zarwanitsya zu kommen. Der  Ort wurde sogar eingezäunt und von Soldaten bewacht. In der Nähe der Quelle lebte aber ein Mönch, der nachts heimlich taufte, traute und Liturgie  feierte. Erst 1988 durfte erstmals wieder offiziell zelebriert werden. Der Ort hatte nichts an Anziehungskraft verloren – im Gegenteil, die Pilger wurden  immer mehr, so dass Metropolit Semenjuk 1996 begann, die Wallfahrtsstätte mit mehreren Kirchen und Kapellen wieder aufzubauen.   Dazu gehört neben der großen Hauptkirche als eines der jüngsten Objekte die sog. Loretto-Kapelle, ein Nachbau des im italienischen Wallfahrtsort  Loretto befindlichen Wohnhauses der Gottesmutter. Diese gab Metropolit Vasyl Semenjuk in Auftrag, als er schwer an Hepatitis C erkrankt war. Das  Wohnhaus ist umbaut mit einer Kapelle, deren Wände mit eindrucksvollen Mosaiken geschmückt sind, die Szenen aus dem Marienleben zeigen. Den  Berg hinauf führt ein Weg, an dem entlang die Kreuzwegstationen aufgebaut sind. Am oberen Ende des Weges konnten wir ein noch im Bau  befindliches Hl. Grab besichtigen, das wie das Hl. Grab in Eichstätt dem Hl. Grab in Jerusalem um 1022 entspricht. Ganz oben auf dem Berg befindet  sich ein Studitenkloster, dessen Holzkirche wir einen kurzen Besuch abstatten, bevor wir unseren Rundgang wir beim sog. Annabad beendeten, das  ein paar Gehminuten von der Wallfahrtskirche entfernt ist. Es handelt sich dabei um eine Heilquelle, die von zahlreichen Gläubigen aufgesucht wird,  die sich Hände, Füße und Gesicht darin waschen. Manche nehmen trotz der eisigen Kälte des Wassers sogar ein Ganzkörperbad!   Nach dem Abendessen beschlossen wir den Tag in Zarwanitsya mit einer Liturgie bei der Pfarrkirche, in der das Original der wundertätigen Ikone der  Gottesmutter verehrt wird. Besonders eindrucksvoll war die Lichterprozession nach der Liturgie, bei der Hunderte von Gläubigen von der Pfarrkirche  singend zum hl. Brunnen zogen. Wir schliefen ein mit den Gesängen des Kreuzwegs, den die Pilger die halbe Nacht hindurch betend nachgingen.  (Edeltraud Weber) 
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