Oriens-Occidens verbindet Christen
verschiedener Kirchen aus Ost und West
Nachruf auf verstorbenes Mitglied
Archimandrit Prof. DDr. Robert Taft SJ
* 9. Januar 1932
+ 2. November 2018
P. Robert Taft war ein glaubwürdiger Priester und ein aufrechter Jesuit, geleitet von einer starken Glaubensüberzeugung und einer erbeteten Treue zu
seiner Kirche. Seine Liebe zur Kirche war schnörkellos und manchmal auch rau, aber ohne Wenn und Aber. Sein Prinzip als Priester und
Wissenschaftler war: „Man dient der Kirche nur durch die Wahrheit, besonders auch dann, wenn sie unbequem ist!“
Geboren wurde P. Taft am 9. Januar 1932 in Providence (Rhode Island), er wuchs auf
im nahe gelegenen Cranston. Er war ein entfernter Verwandter von Präsident William
H. Taft und Senator Robert A. Taft von Ohio. Taft besuchte die Schule der Christlichen
Schulbrüder. 1949 trat er in die New England Provinz der Gesellschaft Jesu in
Shadowbrook in Lenox (Massachusetts) ein. Dort lebte er vier Jahre im Noviziat und
Juniorat, bevor er am Boston College in Weston/Massachusetts sein
Philosophiestudium aufnahm. Nach Abschluss dieses Studiums (B.A. 1955; M.A.
1956; Lic. Phil. 1956) wurde er von 1956 bis 1959 nach Bagdad geschickt, um am
Jesuiten College Englisch zu unterrichten. Von 1957 bis 1959 war er dort Direktor der
Senior Boarding School. Vermutlich wuchs in dieser Zeit im Irak auch verstärkt sein
Interesse am östlichen Christentum. Er kehrte 1959 in die Vereinigten Staaten zurück
und erlangte 1960 einen Hochschulabschluss (M.A. 1961) in Russischer Sprache an
der Fordham University. Es folgten weitere drei Jahre Theologiestudium (Lic. Theol.
1964), wieder am Boston College. Während seines Theologiestudiums durfte er
seinen Traum verwirklichen und zum Griechisch Katholischen Ritus (der Ruthenen)
wechseln. 1963 wurde er im byzantinischen Ritus zum Priester geweiht. Nun schloss
sich die letzte Phase der jesuitischen Ausbildung, das Terziat in Drongen (Belgien),
an. Seit seiner ersten Begegnung mit dem bedeutenden Gelehrten und
Liturgiewissenschaftler P. Juan Mateos SJ in Beirut war P. Taft überzeugt, dass sein
weiterer Lebensweg der Erforschung der Ostkirchen zu dienen habe. 1965 durfte er
sein Studium der Spezialisation in der Liturgiewissenschaft/Orientalische Liturgien
unter Juan Mateos SJ am Päpstlichen Orientalischen Institut (P.I.O.) in Rom beginnen. Er wurde 1970 zum Doktor der Ostkirchen Kunde (S.E.O.D.)
mit „summa cum laude“ promoviert. 1971/72 schloss er auf Drängen seines Doktorvaters P. Mateos in Löwen (Louvain) ein Postdoktorandenstudium
in orientalischer Philologie an. Nach Rom zurückgekehrt wurde er zunächst außerordentlicher Professor für Einführung in die Orientalischen Liturgien,
für Koptisch und Armenisch. Am 26. Januar 1979 ernannte man ihn zum ordentlichen Professor am P.I.O. für Orientalische Liturgie und Sprachen.
Von 1971 bis zu seiner Emeritierung 2011 hatte er viele internationale wissenschaftliche Tätigkeiten angenommen: Gastvorlesungen, Seminare,
Kurse, Betreuung von wissenschaftlichen Arbeiten, Symposien in USA, Armenien, Belgien, Bulgarien, Kanada, Ägypten, England, Frankreich,
Deutschland, Griechenland, Ungarn, Indien, Irak, Irland, Italien, Nordirland, Slowakei, Türkei, Ukraine …
P. Taft war durch seine außergewöhnlichen Sprachenkenntnisse dazu bestens
geeignet: Englisch, Französisch, Deutsch, Italienisch und Russisch sprach er
fließend. Er konnte wissenschaftliche Literatur in Spanisch, Ukrainisch,
Weißrussisch, Serbisch, Bulgarisch, Mazedonisch, Griechisch und Rumänisch
lesen. An alten Sprachen beherrschte er Latein, Griechisch, Altslawisch,
Armenisch, Koptisch und Syrisch. P. Taft darf man mit Fug und Recht auch
europaweit zu den umfassend gebildeten Wissenschaftlern des christlichen
Ostens, den sogenannten „Orientalisten“, zählen. Seine Bibliographie weist ihn
durch zahlreiche Veröffentlichungen dafür aus. P. Tafts intellektuelle Begabung
war kombiniert mit der Fähigkeit, stets sehr diszipliniert, gut organisiert und
strukturiert zu leben und zu handeln. Seine Devise für uns Studenten war:
„Merkt euch: Ohne geregelte Schlafenszeiten keine geregelten Gebets und
Studienzeiten!“ Diese Disziplin zeigte sich in seinem segensreichen und
fruchtbaren Wirken bei seinen zahllosen Publikationen ebenso wie beim
Aufbau von Studien und Graduiertenprogrammen in den USA (Notre Dame,
1977 1979) und in Rom (als Direktor der berühmten Bibliothek des P.I.O. 1981
1985; als Vizerektor des P.I.O. 1995 1991; als Direktor der Publikationen des P.I.O. „Orientalia Christian Periodica“ 1972 1976 und „Orientalia
Christiana Analecta“ 1987 2003; als Begründer und Chefredakteur von „Anaphorae Orientales“ 1998 2003). Seine Bibliographie umfasst 34 Bücher,
darunter seine sechsbändige Geschichte der Liturgie des Heiligen Johannes Chrysostomus (A History of the Liturgy of St. John Chrysostom [6 vols],
Orientalia Christiana Analecta, Rome, 1978–2008) und über 800 weitere wissenschaftliche Veröffentlichungen. Man darf zurecht feststellen, dass P.
Taft ein Theologieprofessor aus Berufung und Leidenschaft war. Aus Berufung, weil er dem Auftrag seiner Oberen gehorsam war. Aus Leidenschaft,
weil er im guten Sinn ein wahrer „Schulmeister“ war. Seine Vorlesungen begannen meist mit einem vorbereiteten „Literaturtisch“ mit den
entsprechenden Büchern zum gerade behandelten Thema, denn der Student sollte wenigstens einmal die wichtigsten Werke gesehen und in die
Hand genommen haben. Wer das Glück hatte, bei ihm die Lizentiats oder Doktorarbeit zu schreiben, der lernte den „Schulmeister“ noch mehr
kennen. Meine erste Anfrage bei ihm, ob er mich als Doktorand nehmen würde, verlief folgendermaßen: „P. Taft, ich würde gerne bei Ihnen
promovieren.“ „Hör‘ mal! Wo Du promovieren möchtest, das interessiert jetzt nicht, zunächst machst Du mal Deine Lizentiatsarbeit und zwar
wenigstens mit „magna cum laude“, dann sprechen wir uns bezüglich Promotion wieder. Du hast, wenn Du ein mittelmäßiger Student bist, nichts zu
verlieren, ich mit einem faulen und dummen Studenten aber sehr wohl!“ Zuerst wurde ein Vertrag über die Arbeits und Vorgehensweise mit ihm als
„Direktor der Lizentiats bzw. Doktorarbeit“ gemacht. Bei der Themenauswahl konnte man aus einem großen Themenkatalog wählen. Er ließ dem
Studenten die Freiheit der Wahl. Aber wenn man gewählt hatte, dann ging es sehr stramm an die Arbeit. Die ersten eingereichten Elaborate glichen
nach seiner Korrektur einem roten Schlachtfeld mit den entsprechenden „taftianisch aufbauenden“ Kommentaren und den dazugehörigen Frage und
Ausrufezeichen. P. Taft ging jedem Zitat nach. Anfangs „wütete“ er, wurde dann aber, wenn er meinte, den Studenten auf einen guten Level der
Selbsteinschätzung und eine solide Arbeitsleistung gebracht zu haben, zusehends
gütiger. Je mehr die Arbeit voranging, desto freundschaftlicher wurde er im
Umgang. Das höchste Kompliment war dann, wenn er seinem Studenten das „Du“
anbot und sagte: „Ich bin Roberto oder Bob!“ Und dazu stand er dann durch Dick
und Dünn. Was P. Taft vor vielen anderen Professoren als „Doktorvater“
auszeichnete, war seine Fähigkeit, seine Doktoranden gut und zielorientiert zu
führen, denn er war klar in seinen Anforderungen und Zielen und er ermutigte den
Studenten, eng und stringent am Thema zu arbeiten: „Fang nicht bei Adam und Eva
an, lass das weg, das wissen wir alle schon lange!“ Seine Ausdrucksweise den
Studenten gegenüber war oft scharf und „gepfeffert“, er konnte auch sehr hart mit
denen sein, die mangelnde Intelligenz und fehlenden Lern und Arbeitseifer mit
Stolz und Rechthaberei zu überspielen versuchten: „Hör auf, ich habe schon mehr
vergessen als das, was Du jemals gelernt hast!“
Wer bei ihm promovieren durfte, der konnte auch stolz darauf sein: In der
byzantinischen Liturgiewissenschaft gibt es keinen ernst zu nehmenden Forscher,
der P. Taft nicht gelesen oder gehört hätte. Was vor dem Konzil ein Andreas
Jungmann SJ einstmals für die Messe im lateinischen Ritus war, das ist P. Taft für
die byzantinische Liturgie. Seine sechsbändige Geschichte der Liturgie des
Heiligen Johannes Chrysostomus und seine Veröffentlichungen zum Stundengebet
weisen ihn wahrhaft als „magister magistrorum“ und „Nestor der byzantinischen
Liturgiewissenschaft“ aus. P. Taft war vielfacher Ehrendoktor und Preisträger, er
erfuhr höchste Auszeichnungen im wissenschaftlichen und kirchlichen Bereich. Von
1975 bis 2012 unterrichtete P. Taft einige tausend Studenten aus den
verschiedenen christlichen Konfessionen, betreute viele Doktorarbeiten und blieb
ein treuer Freund und „der Chef“ für eine große Anzahl seiner Studenten. Ein
geordnetes Vorgehen wie bei seiner wissenschaftlichen Arbeit zeigte sich aber
auch in seinem geistlichen Leben. Das Gebet am Morgen und am Abend, wenn möglich in Gemeinschaft, war ihm sehr wichtig. Wollte man als
Student P. Taft treffen, gab es dafür neben der Mittagspause zwei sichere Möglichkeiten: Entweder man ging in die Bibliothek, dort war er meist schon
anzutreffen, bevor sie um 9.00 Uhr geöffnet wurde, nachmittags studierte er wieder bis 18.00 Uhr. Oder man ging in die Kirche des Russicums, dort
kam er meist als Erster schon vor 6.00 Uhr morgens in die Kapelle der Hl. Theresia. Es hat mich immer tief berührt, wie dieser bedeutende Mann in
seiner schlichten Bescheidenheit die Kohlen anmachte, Kerzen anzündete und oft auch die Proskomidie vollzog, weil die dafür zuständigen
Studenten wieder nicht aus dem Bett kamen. Mit einer Selbstverständlichkeit reihte er sich beim Stundengebet, bei den Vesper oder
Vigilgottesdiensten unter die Studenten ein und sang im Chor mit. Immer trug er bei sich einen Rosenkranz fürs Jesusgebet und ein nicht näher
definierbares Büchlein, seine „privaten Diptychen“, das überquoll durch Einklebungen und Einfügungen, und daher durch ein Gummiband
zusammengehalten werden musste. Darin waren alle eingeschrieben, für die er einmal versprochen hatte zu beten, Lebende und Verstorbene. Bei
der Proskomidie holte er dieses unförmige Büchlein heraus und kommemorierte die entsprechenden Personen. Ebenfalls waren darin auch die
Geburts und Namenstage seiner Freunde und Sterbetage von lieben Menschen verzeichnet, die er somit niemals vergaß. Je älter P. Taft wurde,
desto mehr „verlor der Löwe seine Zähne“. Er brummte zwar immer noch, wenn seine „Begeisterung sich in Grenzen hielt“, jetzt wurden jedoch
vermehrt seine tieferen Schichten ansichtig, die sonst gerne unter seinem manchmal rauen äußeren Auftreten verborgen blieben. Gerade dann
nämlich, wenn es einem schlecht ging, konnte man P. Taft als einen geistlichen Vater erfahren, der einfühlsam, mitgehend, tröstend und aufrichtend
war, wie man dies unter seiner sonst eher etwas herben Schale nicht vermutet hätte. Die „leichten geistlichen Fälle“ waren für ihn
„Zeitverschwendung“, für die „schweren Jungs“ war er der richtige Mann mit dem rechten Wort. Er war ein Mann der Tat und gleichzeitig ein wirklich
großzügiger, freundlicher und hilfsbereiter Mensch.
Erst in der Zukunft wird ersichtlich werden, was P. Taft in Rom als Konsultor der
Ostkirchenkongregation des Vatikans durch seine Gutachten und
Stellungnahmen alles bewirkt hat. Einer seiner größten Beiträge in dieser
Eigenschaft war seine hartnäckige Argumentation und Mithilfe bei der
vatikanischen Entscheidung von 2003, die Gültigkeit der „Anaphora des Addai
und Mari“ der Assyrischen Kirche des Ostens, ein eucharistisches Hochgebet
ohne die Zitation der Einsetzungsworte, anzuerkennen. Im Umgang mit den
vatikanischen Behörden war er genauso gradlinig und schnörkellos wie mit
seinen Studenten. P. Taft wurde am 5. Mai 1998 zum Archimandriten der
Ukrainisch Katholischen Kirche geweiht, mit dem Recht, mit Mitra und Stab zu
zelebrieren. Am 11. November 1999 überreichte ihm Bischof Vsevolod von
Scopelos, Bischof der Ukrainisch Orthodoxen Kirche der USA, in der
Zuständigkeit des Ökumenischen Patriarchats von Konstantinopel, im Namen
des Ökumenischen Patriarchats ein zweites Kreuz, mit dem Recht, das doppelte
Brustkreuz zu tragen, aufgrund seiner Verdienst in der wissenschaftlichen
Forschung und seiner Veröffentlichungen über die orthodoxe liturgische Tradition. Er freute sich sehr und war stolz auf das Privileg, zwei Brustkreuze
tragen zu dürfen, noch dazu, weil eines ihm im Auftrag des Ökumenischen Patriarchen Bartholamaios I. aus Konstantinopel, seines Studienkollegen
am P.I.O., verliehen wurde. P. Taft zog sich ab 2012 zum Ruhestand in den Jesuit Health Center in Weston/Massachusetts zurück, wo er dennoch
weiterforschte, weiterschrieb und sein Wissen weitergab, bis es seine Gesundheit nicht mehr zuließ. Im Sommer 2017 erhielt er seine letzte
Ehrendoktorwürde von der Ukrainisch Katholischen Universität Lemberg, deren Geburtshelfer er genauso war wie der des Collegium Orientale in
Eichstätt. Seinen wissenschaftlichen Nachlass vermachte P. Taft der Seminar und Universitätsbibliothek der Katholischen Universität in Eichstätt, die
sich durch einen Vertrag ihrerseits verpflichtete, ihn zeitnah zu seinem Ableben aufzuarbeiten und zu katalogisieren. Dieser Nachlass birgt viele
Quellen, Gutachten, Stellungnahmen und Briefwechsel sowie persönliche Notizen, die für die Kirchen und Liturgiegeschichte einmal wichtig werden
könnten. P. Taft durfte am Allerseelentag, am 2. November 2018, friedlich dieser Welt entschlafen und heimkehren zu seinem Schöpfer und Erlöser,
dem er als treuer Priester und Jesuit diente und den er zeit seines Lebens liebte.
Abschließen möchte ich diesen Nachruf mit ein paar persönlichen Worten
an meinen heimgegangenen lieben Professor und Archimandrit Prof. DDr.
Robert Taft:
Lieber Roberto, es ist mir eine Ehre, dass ich als Dein ehemaliger Student dieses
„Encomium“ als Nachruf für Dich sprechen darf. Vor allem habe ich Dir großen
Dank zu sagen für Deine treue Zuverlässigkeit während meiner Lizentiats und
Doktoratsstudienzeit, in der Du einerseits mit „preußischer Disziplin“ mit und an
mir gearbeitet hast, andererseits mich aber auch mit viel Humor über dunkle
Stunden hinweggetragen und in eine große innere Freiheit meines Glaubens
entlassen hast. Vor allem habe ich Dir für die Zeit nach Abschluss der Studien zu
danken für Deine wunderbare Freundschaft und echte Mitbrüderlichkeit. Du bist
und bleibst „mein lieber alter Chef“! Viele unvergessliche Eindrücke hast Du bei
uns hinterlassen, zum Beispiel Deine berühmten „Spaghetti carbonara“ mit
angebratenem Speck und Knoblauch. Sie waren allseits berühmt und wurden
begeistert gegessen, wenngleich die Küche nach Deinem „gekonnten und
großzügigen Zubereitungsvorgang“, zu dem auch ein guter Tropfen Rotwein
gehörte, einem mittelgroßen Schlachtfeld glich. Gerne denke ich an die schönen
Urlaubsaufenthalte, die Du bei uns verbracht hast, und an unsere gemeinsamen
Reisen. Wir konnten miteinander lachen, trauern, kochen, essen, blödeln, feiern,
diskutieren, streiten und vor allem auch beten.
Lieber Roberto, Freundschaft war Dir immer ein Herzensanliegen. Du hast uns nicht nur etwas von Deiner Zeit und Kraft gegeben, vielmehr hast Du
Dich, Deine Kräfte und Deine besten Jahre Deinen Studenten, Deinen Freunden, Deiner Kirche, Deinem Herrn und Gott hingegeben. Und so ist, was
Du uns hier auf Erden geschenkt hast, stärker als Not, Krankheit und Tod. Dir ist es mit Deinen vielen Freunden gelungen, in einer Zeit der
Beziehungslosigkeit brüderliche Beziehungen zu stiften und zu pflegen, die über den Tod hinaus gehen. Du hast vielen Halt gegeben und hast es
vielleicht gar nicht gemerkt. Du hast vielen Mut gemacht, ohne dass Du es wusstest. Du hast vielen Orientierung mit Deinen markanten Sprüchen
gegeben. Mit einem Wort: Du warst ein Menschenfischer, hast junge Menschen herausgezogen aus dem Strudel des Alltags und zeigtest ihnen eine
darüber und dahinter liegende Sinnhaftigkeit des Lebens.Weil Du selber ein Begeisterter warst, deshalb hast Du uns begeistert. Weil Du geglaubt
hast, dass wir, Deine Studenten, die Dir von Gott gestellte Aufgabe waren und sind, deshalb hast Du nicht ängstlich reagiert, sondern bist großzügig
und freimütig mit uns umgegangen. Deine Mitfreude mit den Erfolgen Deiner Studenten war neidlos. Je mehr Du uns an Erkenntnis entlocken
konntest, um so stolzer warst Du auch darauf, Deine eigenen Studenten zitieren und auf sie verweisen zu können, auch wenn dies dann und wann zu
einer nötigen Korrektur Deiner eigenen Veröffentlichungen führte. Du hast uns freigegeben, Du hast uns losgelassen. Du hast Dich über alles, was
uns gelungen und was aus uns geworden ist, wie ein richtiger Vater gefreut. Von Gottes Großzügigkeit und Freigebigkeit seinen Geschöpfen
gegenüber warst Du immer überzeugt und diese Überzeugung gabst Du sichtbar und spürbar an uns weiter. Jede Freundschaft, vor allem die
Freundschaft mit Gott, braucht Gesichter. Eines davon, das mich begleitet, ist für mich Dein Gesicht, mein lieber Vater Robert. Mit einem herzlichen
„Vergelt’s Gott“ möchte ich Dir für all die Jahre danken und mit Texten aus dem byzantinischen Totengedenken für Dich schließen, die wir oftmals
miteinander gesungen und gebetet haben:
Gedenke, Herr, in Hulden,* Deines entschlafenen Dieners, des Archimandriten Robert,* und vergib ihm, was er in diesem Leben gefehlt.
Niemand ist ohne Sünde, nur Du allein.** Du kannst auch den Verstorbenen Ruhe schenken.
Mit den Heiligen lass’ ruhen, Christus, die Seele Deines Dieners, des Archimandriten Robert,*
dort wo nicht Mühsal noch Trauer noch Klage,** sondern nur Leben ohne Ende.
In großer Verehrung und Dankbarkeit verbleibe ich als Dein ehemaliger Student
Archimandrit Dr. Andreas-Abraham Thiermeyer