Oriens-Occidens verbindet Christen
verschiedener Kirchen aus Ost und West
Herbstseminar 2017
„Indien kulturelle, religiöse und liturgische Vielfalt“
Oriens-Occidens-Herbstseminar 29. - 31. Okt. 2017
„Indien - kulturelle, religiöse und liturgische Vielfalt“ lautete das
Thema, das diesmal das Herbstseminar anlässlich der
Mitgliederversammlung von Oriens-Occidens e.V. im Collegium
Orientale in Eichstätt dominieren sollte. Jeder war schon einmal
vielleicht auch nur aus der Ferne fasziniert von diesem
facettenreichen, widersprüchlichen Land, das sich uns in
Bollywood-Filmen ebenso zeigt wie in Nachrichten und Reportagen.
Mit der Theologin Frau Professor Dr. Simone Rappel als
Hauptreferentin war eine Expertin verpflichtet worden, die auf
diesem Gebiet nicht nur intensiv gearbeitet hat, sondern darüber
hinaus viele berufliche und freundschaftliche Kontakte nach Indien
pflegt.
„Land und Leute“ lautete der erste Vortrag, in dem Simone Rappel
die gesellschaftlichen Grundstrukturen skizzierte: Arm und Reich,
Kastenwesen, Stellung der Frau … Mit gezielten Bespielen und
Erklärungen, die weit in die frühe Geschichte des Landes
zurückreichten, lieferte sie nicht nur umfangreiches Wissen und
klare Erläuterungen - behutsam und feinfühlig führte sie in das
Denken, Empfinden und Erleben der Inder ein.
Mit fortlaufendem Referat gewann man mehr und mehr Einblicke in
die Brennpunkte des Landes, lernte bisher unverständliches
Geschehen besser einzuordnen und entwickelte Verständnis für die
Lebensart und Nöte der Bevölkerung. Ein weiterer, wesentlicher
Themenbereich war „Religion und Kultur“. Dabei wurde dem
Hinduismus, der innerhalb der Religionen Indiens den weitaus
größten Teil einnimmt, besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Mit
der ersten These zu diesem Thema: „Den Hinduismus als solches
gibt es nicht“ führte Simone Rappel in die Vielfalt und zahlreichen
Verästelungen dieser Glaubensrichtung ein - nicht ohne die
Querverbindungen zu den anderen Religionen des Landes,
Buddhismus, Judentum, Islam und v. a. Christentum aufzuzeigen.
Die Vorträge waren nicht nur außerordentlich informativ, lehrreich
und spannend, sie weckten das Interesse, das Feeling und nicht
zuletzt das Verständnis für Indien und seine Bewohner. Manch ein
Teilnehmer wird sich plötzlich bei dem Gedanken ertappt haben,
bald einmal dieses Land besuchen zu wollen so wie Anna und Karl
Ellert, die den Seminarteilnehmern anhand vieler Fotos einen
lebendigen Eindruck von ihrer Indienreise 2015 gaben.
In einem abschließenden Vortrag sprach Archimandrit Dr. Abraham
Andreas Thiermeyer über die katholische Kirche in Indien und ihre
verschiedenen Liturgiefamilien. Dabei griff er auf die
unterschiedlichen Prozesse der liturgischen Entwicklung zurück und
erinnerte daran, dass eine wesentliche Aussage des Zweiten
Vatikanischen Konzils lautete: „…dass dieses ganze Erbe mit
seinen verschiedenen Traditionen zur vollen Katholizität der Kirche
gehört.“ Pater Joseph Shibu und Pater Mathew Sijoy, beide aus den
Reihen der Kollegiaten und selbst Inder, stellten schließlich den
Syro-Malabarischen und den Syro-Malankarischen Ritus der
katholischen Kirche, auch mit Hilfe von Ton- und Videoaufnahmen
vor, wie er in Indien gepflegt wird. Bei der anschließenden Liturgie
in der Kapelle des Kollegs im Syro-Malankarischen Ritus waren die
Klänge und Gesten deshalb schon weitgehend vertraut.