Oriens-Occidens verbindet Christen
verschiedener Kirchen aus Ost und West
25 Jahre Oriens-Occidens
„Orient und Okzident sind nicht mehr zu trennen“
Ein Bericht zum 25-jährigen Gründungsjubiläum von Oriens-Occidens
(md) Im Rahmen des diesjährigen Novemberseminars von Oriens
Occidens e.V., das vom 4. bis 6. November 2016 im Collegium Orientale
in Eichstätt stattgefunden hat, feierte der Verein sein 25-jähriges
Gründungsjubiläum. Zu diesem Anlass versammelten sich zahlreiche
Vereinsmitglieder, darunter auch die beiden „Gründungsväter“,
Ehrenpräses Hochwürdigster Herr Bischof Dr. Gregor Maria Hanke OSB
sowie Präses und Geistlicher Beirat Archimandrit Dr. Andreas-A.
Thiermeyer, um – nicht ohne Nostalgie – an die Entstehungszeit zu
erinnern und sich zugleich voller Elan und Zuversicht der immer noch
aktuellen Ziele und Aufgaben zu verpflichten. Die Feierlichkeiten
gipfelten in einem Festakt am Samstagnachmittag, in dessen Rahmen
verschiedene Grußworte und eine Festrede zu hören waren.
Edeltraud Weber, die Erste Vorsitzende des Vereins, begrüßte die Gäste
und führte durch das Festprogramm. In ihren einführenden Worten ließ
sie den Blick in die Entstehungszeit von Oriens-Occidens e.V. im Jahre
1991 schweifen und endete mit einem Zitat von Goethe, das ebenso gut
das Fazit des bisher 25-jährigen Wirkens von Oriens-Occidens sein
könnte: „Wer sich selbst und andere kennt, wird auch hier erkennen:
Orient und Okzident sind nicht mehr zu trennen.“
Hochwürdigster Herr Bischof Hanke gratulierte in seinem Grußwort dem
„Geburtstagskind“ und schilderte anschließend den historischen
Entstehungskontext von Oriens-Occidens: In den 60er und 70er Jahren
habe es in Deutschland eine euphorische Bewegung gegeben, die im
Gefolge des II. Vatikanums den Blick auf den Osten richtete. Man habe
die Liturgie und die Spiritualität der Ostkirchen kennenlernen wollen. Die
Annäherung sollte eine gegenseitige Bereicherung zwischen Osten und
Westen zur Folge haben. „Wir waren ein Teil dieses Aufbruchs, dieser
Bewegung”, sagte Bischof Hanke und die Begeisterung von damals war
in seinen Worten noch deutlich zu spüren.
Das zweite Grußwort hielt Hochwürdigster Herr Bischof Anba Damian,
Generalbischof der Koptisch-Orthodoxen Kirche Deutschlands, der dem
Verein seit vielen Jahren freundschaftlich verbunden ist. Er gewährte
einen Einblick in gemeinsame Erlebnisse und Reisen mit Oriens
Occidens und erinnerte unter anderem an eine Reise mit dem Verein
nach Ägypten, bei der sie als „Botschafter des Friedens aus Eichstätt”
bezeichnet wurden. „Oriens-Occidens ist ein großer Gewinn für den
Orient”, so Bischof Damian, „und wenn der Verein nicht vor 25 Jahren
gegründet worden wäre, so wäre es jetzt höchste Zeit dafür.“
Es folgte das abschließende Grußwort, das der amtierende Rektor des
Collegium Orientale, Dr. Oleksandr Petrynko, hielt. Er unterstrich die
Rolle von Oriens-Occidens bei der Gründung des Collegiums im Jahre
1998. Dabei verglich er den Verein mit einer Amme, die sich um das
neugeborene Kind kümmert. Die Mitglieder von Oriens-Occidens
standen dem Gründungsrektor Dr. Andreas-A. Thiermeyer damals mit
Wort und Tat zur Seite und übernahmen den Ammendienst im Hinblick
auf die Kollegiaten: von der Nachhilfe im Sprachkurs, dem
Korrekturlesen der wissenschaftlichen Arbeiten über Fahrdienste und
das Einstudieren der liturgischen Gesänge bis hin zum beruhigenden
Einwirken auf den Chef des Hauses. Und diese freundschaftliche
Beziehung zwischen Oriens-Occidens-Mitgliedern und den Studenten
hält auch in vielen Fällen über ihre Zeit im Collegium hinaus, so der
Rektor, der genau wusste, wovon er sprach, hatte er doch selbst zur
ersten Collegiaten-Generation gehört.
Die Festrede hatte Dr. Petro Stanko, ehemaliger Kollegiat und heute Militärseelsorger in Ingolstadt, vorbereitet. In seinen Ausführungen würdigte er die
Geschichte und das Wirken von Oriens-Occidens. Dr. Stanko skizzierte kurz die Ziele, die sich der Verein gesetzt hatte: Förderung der Beziehungen zwischen
den christlichen Kirchen des Ostens und des Westens und Schaffung einer Begegnungsfläche für Menschen mit kulturellen, künstlerischen, wissenschaftlichen
und religiösen Interessen. Ein weiterer Zweck des Vereins sei die Unterstützung konkreter wissenschaftlicher und caritativer Projekte. Diese Ziele würden unter
anderem durch Seminare und Einkehrtage verwirklicht, die mehrmals im Jahr an verschiedenen Orten stattfinden. Im Rahmen seiner Festrede las Dr. Stanko
auch verschiedene persönliche Erinnerungen einzelner Vereinsmitglieder vor und würdigte einige Mitglieder für ihre besonderen Verdienste um das Collegium
Orientale. Besondere Aufmerksamkeit schenkte er dem Hauptprotagonisten des Vereins Archimandrit Dr. Andreas-A. Thiermeyer, der Oriens-Occidens seit
seinem Bestehen maßgeblich prägt – durch seine schier unerschöpfliche Referententätigkeit bei den Seminaren, seine begeisternden Fähigkeiten als
Reiseleiter und „Türöffner“ zu den Ostkirchen und ihren Kirchenoberhäuptern bis hin zu seinen liturgischen und seelsorglichen Diensten für die Mitglieder. Seine
Festrede beendete Herr Dr. Stanko mit Dankesworten an den Vorstand des Vereins und mit Segenswünschen.
Zum Abschluss erfolgte ein Rückblick auf 25 Jahre Oriens-Occidens e.V. in einer von Karl und Anna Ellert zusammengestellten Dia-Show. Für die musikalische
Umrahmung der Feier sorgten der Chor des Collegium Orientale mit seinen ostkirchlichen Gesängen und Rudolf Pscherer, Katharina Weber sowie die Familie
Sailer mit klassischen Werken von Bach und Telemann. In der Großen Vesper im byzantinischen Ritus und dem Empfang im Refektorium des Priesterseminars
fand der Festtag einen würdigen Ausklang. Wer dabei war und die freundschaftliche Atmosphäre zwischen allen Beteiligten erlebt hat, muss erkennen: „Orient
und Okzident sind nicht mehr zu trennen“.