Oriens-Occidens verbindet Christen
verschiedener Kirchen aus Ost und West
Fronleichnam-Seminar 2019
„Kirchen und Klöster in Oberbayern“
vom 20. bis 23. Juni 2019
„Kirchen und Klöster in Oberbayern“ waren vom 20. bis 23. Juni 2019
unser Thema, nachdem unser letztjähriges Seminar die Kirchen und
Klöster rings um Passau, also die niederbayerischen Klöster, behandelt
hatte. Die oberbayerischen Kirchen und Klöster sind nicht minder
prachtvoll, bedeutungsvoll und voller Spuren unserer Geschichte und
Gesellschaft. Allen voran unser Gastkloster, die Erzabtei St. Ottilien, die
uns innerhalb ihrer ehrwürdigen Mauern für die Dauer unseres
Aufenthalts feudal beherbergte. 200 Hektar umfasst das gesamte
Klostergelände, das über eigene Handwerksbetriebe, Landwirtschaft,
Schulen, aber auch imposante Mischwälder, ausgedehnte Parkanlagen
– und eine eigene Bahnstation – verfügt. Der Sinn für Schönheit fand
sich nicht nur in den jahrhundertealten Baudenkmälern wie der
Klosterkirche und der Ottilienkapelle, an allen Klostermauern, in allen
Nischen standen die schönsten Rosenstöcke in voller Blüte. Daneben
gibt es innerhalb der Klosteranlage ein Missionsmuseum, ein
Nähmaschinenmuseum, ganz zu schweigen vom Hofladen und Klosterladen. Eine Besonderheit ist der kleine Friedhof, der nicht nur als Begräbnisstätte für
die Mönche dient, sondern als KZ-Gedächtnisfriedhof ehemaligen KZ-Häftlingen eine letzte Ruhestätte bietet.
Am ersten Morgen brachen wir nach Dießen am Ammersee auf, für dessen Besichtigung unser Mitglied Andreas Gressierer sorgfältig eine umfangreiche
Führung vorbereitet hatte. Die Pracht und Sinnenfreudigkeit der Barockkirchen wurde auch hier wieder deutlich wie auch in der Kirche des nahe gelegenen
Klosters Andechs, des ältesten Wallfahrtsorts Bayerns, mit seinem bedeutenden Wirtschaftsgut der Benediktiner von St.Bonifaz in München. Weiter fuhren
wir nach Süden, den in der Ferne schon grüßenden Bergen entgegen, und gelangten zum ehemaligen Kloster Polling, dessen wunderbare spätgotische
Kirche mit frühbarocken Stukkaturen heute als Pfarrkirche dient. Die Klostergebäude sind glücklicherweise erhalten geblieben und dienen als
Räumlichkeiten für ein Hospiz und eine Kita.
Der folgende Tag präsentierte uns zunächst zwei Juwelen der barocken Baukunst im sogenannten bayerischen „Pfaffenwinkel“: die Kirche von Rottenbuch
und die legendäre Wies-Kirche, deren Anfänge auf das Tränenwunder des Heilands an der Geißelsäule zurückgeht. Von der Fülle an Darstellungen, von den
meisterhaften Altargemälden, von den prachtvollen Deckengemälden, den majestätischen Säulen, den Reliquienschreinen, den Engelsgestalten und den
reizenden Putten geht eine Frömmigkeit aus, der man sich nicht entziehen kann.
Den krassen Gegensatz zu Barock und Rokoko bot schließlich am Nachmittag die romanische Basilika St. Michael in Altenstadt nahe Schongau, an zwei
alten römischen Straßen, der Via Claudia Augusta und der alten Salzstraße von Kempten nach Salzburg, gelegen. Archimandrit Thiermeyer führte selbst
durch diese bemerkenswerte Kirche, die uns nicht nur um Jahrhunderte zurück versetzte, sondern auch eine ganz andere Spiritualität vermittelte. Unter
ihren Schätzen enthielt sie unter anderem ein romanisches Taufbecken und ein wunderbares originales Kruzifix. Den Abschluss unserer Besichtigungstour
bildete schließlich am Sonntag nach der Messe die schmucke Pfarrkirche St. Ulrich von Eresing, das nur wenige Kilometer von St. Ottilien entfernt ist, bevor
jeder Teilnehmer mit einer Fülle von Eindrücken und Erlebnissen beglückt und zufrieden wieder seiner Wege ging.
Dr. Larissa Kowal-Wolk